Projekt für Kinder- und Jugendliche: “Miteinander lernen” eröffnet Chancen
Lehramtstudenten und Jugendliche lernen gemeinsam für die Zukunft. Das schafft gezielte Unterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund und für junge Flüchtlinge.
Wenn Karin Blankenagel von ihrem Projekt erzählt, strahlt sie über das ganze Gesicht. “Es ist eine Herzensangelegenheit”, sagt die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte und schaut mittlerweile auf acht erfolgreiche Jahre von “Miteinander lernen” zurück.
Das “Miteinander” im Projektnamen darf ruhig wörtlich genommen werden: Lehramtsstudierende unterstützen Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien, indem sie ihnen Wissen in den schulischen Hauptfächern beibringen. Gleichzeitig sammeln sie praktische Erfahrungen für ihr späteres Berufsleben. Für die Vermittlung von kompetenten und motivierten Studenten sorgt die Kooperation mit dem Lehrerbildungszentrum der RWTH Aachen.
“Wir unterrichten aber nicht, wir fördern”, stellt Blankenagel fest. Die Kinder und Jugendlichen von der ersten bis zur 13. Klasse erhalten unabhängig vom Schulcurriculum wöchentlich Basiskompetenzen in Deutsch, Englisch und Mathe. In Deutsch lernen sie so beispielsweise grundlegende Methoden, wie man richtig und stukturiert argumentiert. Oft führen mangelnde Sprachkenntnisse, aber auch die persönlichen Lebensbedingungen und fehlende Unterstützungsmöglichkeiten durch die Eltern zu schulischen Problemen. Je nach Klasse und Schulform versuchen die Studierenden deshalb in kleinen Lerngruppen von bis zu fünf Personen, individuell auf das Niveau der Schüler einzugehen.
“Das ist manchmal eine echte Herausforderung, sowohl fachlich als auch menschlich”, resümiert Student Fabian Bremke seine Arbeit. “Es macht aber auch sehr viel Spaß”.
Allein im letzten Jahr haben er und seine acht Kommilitonen insgesamt 108 Schüler, darunter auch Flüchtlinge, auf ihrem Bildungsweg begleitet. Dass sich ihr Engagement auszahlt, beweist nicht nur die lange Warteliste, die sich jedes Jahr aufs Neue bildet. Der 14-jährige Carlos kommt regelmäßig und ist überzeugt: “Mathe kann ich jetzt in der Schule viel besser verstehen”.
Karin Blankenagel freut sich über jedes Erfolgserlebnis. Vor allem vor dem Hintergrund, da der überwiegende Teil der Schüler aus meist prekären Familienverhältnissen stammt. “Miteinander lernen” versteht sie daher auch als eine einmalige Möglichkeit, aus der Spirale auszubrechen. Schließlich könne die Gesellschaft nur verändert werden, indem man auch Bildungschancen schaffe.
Ihr großes Ziel für die Zukunft ist es, die große Nachfrage stemmen und das Projekt fest finanzieren zu können. Für ihre Arbeit erhalten die Studierenden ein Honorar aus Spendengeldern. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, aber sie ist zuversichtlich, zumindest, was die Ausbreitung des Projektes betrifft. Das Erfolgsmodell in Trägerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde Aachen hat sich mittlerweile einen Namen gemacht und bereits viele regionale und bundesweite Nachahmer gefunden.
Text verfasst von Esra Güner